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Immunbiologie mit Buchstabenlimit

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Susana Minguet und ihre Studierenden informieren via Twitter über SARS-CoV-2

Immunbiologie mit Buchstabenlimit

Studierende fassten auf Twitter immunbiologische Aspekte über SARS-CoV-2 und Covid-19 kurz und bündig zusammen. Grafik: rvlsoft, Robert Kneschke/stock.adobe.com; Montage: Jürgen Oschwald

Eigentlich war es ganz anders geplant. Die Immunbiologin Dr. Susana Minguet wollte mit Masterstudierenden der Fakultät für Biologie verschiedene Labore besuchen, um den dortigen Arbeitsalltag zu präsentieren. Doch wie so viele Pläne wurde auch dieser durch die Pandemie vereitelt. Doch die Dozentin wusste sich zu helfen: Für ihre Studierenden hat sie einen Account auf der Plattform Twitter angelegt, über den sie in einzelnen Threads über immunbiologische Aspekte informieren, die mit SARS-CoV-2 und Covid-19 in Verbindung stehen. Sowohl Dozentin als auch Studierende sind sich einig: Das war eine lehrreiche Erfahrung.

Es ist keine einfache Sache, die die Öffentlichkeit von Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftlern erwartet: Nicht nur sollen sie auf dem neuesten Stand der Forschung bleiben, sondern vielmehr sollen sie auch erklären, was sie in ihren Laboren machen – und zwar bevorzugt so, dass es auch jeder versteht. Gerade in Zeiten von Corona ist dies besonders wichtig. Wie schwierig das sein kann, hat Susana Minguet bereits selbst erfahren: Die Wissenschaftlerin ist Dozentin an der Fakultät für Biologie und arbeitet im Freiburger Exzellenzcluster CIBSS - Centre for Integrative Biological Signalling Studies. Für den Aktionstag „Day of Immunulogy“, der alljährlich das Bewusstsein für die Bedeutung der Immunologie im Kampf gegen Infektionen, Autoimmunität und Krebs stärken soll, steuerte sie Videos zu Impfungen im Kontext von Covid-19 bei. „Da habe ich erkannt, wie schwer es ist, komplexe Themen der Allgemeinheit zu erklären“, erinnert sich die Naturwissenschaftlerin. Damit war für sie auch die Einsicht verbunden, dass solche Kompetenzen im Studium komplett fehlten.

Fachwissen direkt aus dem Homeoffice

Und so war ihr die Idee geboren, die Zeit, die für das Modul „Immunbiologie für Fortgeschrittene“ für den Besuch der Labore eingeplant war, dafür zu nutzen, die Allgemeinheit mit fachwissenschaftlichem Wissen direkt aus dem Homeoffice zu informieren. Von ihrem Vorschlag seien auch Minguets Studierende direkt begeistert gewesen. Und so machte sich die Immunbiologin daran, einen Twitter-Account zu entwerfen. Für die Dozentin war das gleich die erste Hürde, da sie sich erst einmal in den Umgang mit dem Kurznachrichtendienst einarbeiten musste. „Auch wir Studierenden hatten kaum Erfahrungen mit Twitter“, erklärt Sabine Schwenk, die wie die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Master Biologie mit Schwerpunkt Immunbiologie studiert. Für ihr Projekt wählten sie gezielt Twitter als Plattform. „Vielleicht würde man zwar mit einem Format wie Facebook oder Instagram eher Leute aus unserer Generation erreichen“, überlegt Schwenks Teamkollegin Marleen Eckert. „Aber Twitter hat einen eher offiziellen und seriöseren Charakter.“


Planänderung aufgrund der Pandemie: Anstatt im Seminar die Arbeit in verschiedenen Laboren kennenzulernen, machten die Studierenden erste Erfahrungen in Öffentlichkeitsarbeit. Foto: Susana Minguet

Recherche zu vielfältigen Aspekten

Und so sich Minguet und die Studierenden ab April für etwa fünf Wochen ans Werk. Die 30 Studierenden arbeiteten hauptsächlich in Zweiergruppen zusammen, einige Themen stellte Minguet selbst. Doch war sie auch für eigene Ideen offen: „Einige Studierende kamen selbst mit total interessanten Perspektiven“, freut sie sich. Die Themen decken sehr unterschiedliche Aspekte ab. Die Gruppe von Eckert und Schwenk hat etwa zu einer potentiellen Übertragung von Covid-19 über oder auf Haustiere recherchiert. „Da ging es etwa darum, weshalb manche Tiere für das Virus anfälliger sind als andere“, erklärt Eckert. Dafür suchten die Studentinnen online nach Veröffentlichungen, arbeiteten sie durch und stellten den damaligen Stand der Forschung vor. Antoine Kraemer hat in seiner Gruppe eine klinische Studie der WHO präsentiert, die „Solidarity Trial“. Bei dieser wurden verschiedene Mittel vorgestellt, die auf ihre Wirkung hin untersucht werden sollten. Zu insgesamt vier Mitteln recherchierten Kraemer und sein Projektpartner, jeder übernahm die Präsentation von zwei Medikamenten.

Erste Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit

In der Arbeitsphase stand Minguet ihren Studierenden mit Rat und Tat zur Seite.  „Sie hat sich überlegt was uns und vielleicht auch noch anderen Leuten etwas bringt“, berichtet Eckert. Als die Arbeit beendet und alle Studierende ihre Beiträge eingereicht hatten, veröffentlichte die Dozentin Tag für Tag einzelne Threads, die aus mehreren zusammenhängenden Tweets bestanden. Für die Studierenden brachte die Arbeit auch neue Erfahrungen mit sich. „Unser Studium ist eher auf die Forschung ausgerichtet“, erklärt Eckert. „Daher war das unsere erste Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit. Das Schwierigste war es, alles kurz und bündig zusammenzufassen.“ Ähnliches berichtet Kraemer: „Eine Herausforderung war das Buchstabenlimit. Das macht es knifflig, alles zugleich einfach und kurz zu formulieren. Das war eine sinnvolle Übung für uns und es hat auch ganz gut geklappt.“ Dabei betont er, wie wichtig in der Wissenschaft Transparenz sei. „Es sollte keine Abschottung zwischen der Wissenschaft und der allgemeinen Gesellschaft geben.“ Auch Minguet ist mit dem Projekt zufrieden. Besonders freue sie sich darüber, einigen Studierenden eine neue Karrieremöglichkeit aufgezeigt zu haben. So seien etwa zwei Studierende auf sie zugekommen, die sich überlegten, ihren beruflichen Schwerpunkt darauf zu legen, die breitere Öffentlichkeit zu informieren. Somit hat die Planänderung etwas Gutes mit sich gebracht.

Pascal Lienhard

 

Twitter-Account von Susana Minguet und ihren Studierenden

CIBSS - Centre for Integrative Biological Signalling Studies

 

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