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Strukturwandel, Personalstruktur & wissenschaftliches Profil

Die Geschichte des Instituts für Biologie III beginnt im Jahre 1962: Bernhard Hassenstein und Hans Mohr trafen sich damals regelmäßig einmal wöchentlich zu einem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant „Jägerhäusle“ oberhalb Herderns, um die anstehenden Probleme des Fachbereiches zu besprechen. Bei einem Ausflug auf den Schauinsland wurden – orientiert an den Empfehlungen des Wissenschaftsrates – die künftige Instituts- und Lehrstuhlstruktur diskutiert und festgelegt. Für das Institut für Biologie III wurden drei Lehrstühle vorgesehen, und zwar für die Fächer Genetik, Molekularbiologie und Biophysik.
Der Wissenschaftsrat hatte – einer Anregung seines Mitglieds Hassenstein folgend – empfohlen, in einem Fachbereich höchstens drei Berufungen jährlich durchzuführen. Deshalb sollte zunächst nur der Lehrstuhl für Genetik besetzt werden. Wie seinerzeit üblich, wurden bedeutende Lehrstuhlinhaber angeschrieben und um eine Vorschlagsliste gebeten. Nach Abschluß dieses Auswahlverfahrens lag Carsten Bresch, damals Extraordinarius in Köln, deutlich an der Spitze. Er war u.a. von Max Delbrück und Kurth Mothes (Präsident der Deutschen Akademie Leopoldina) vorgeschlagen worden. Im Jahre 1964 erfolgte seine Berufung. Mit tatkräftiger Unterstützung durch Hassenstein und Mohr hatte er bei den Berufungsverhandlungen einen umfangreichen Stellenplan vereinbaren können. Außerdem bekam er Erstausstattungsmittel in Höhe der damals gewaltigen Summe von 2,5 Millionen DM. Bei der Personalausstattung verfolgte Carsten Bresch die Zielsetzung „dreiviertel Köln“ – das Kölner Institut für Genetik empfand er als etwas zu groß geraten.

Da das alte Botanische Institut in der Schänzlestraße infolge schwerer Kriegsschäden baufällig war, hatte Mohr die Errichtung eines Institutsneubaus durchgesetzt. Bis zu dessen Fertigstellung im Jahre 1968 arbeitete Carsten Bresch am Southwestern Center for Advanced Studies in Dallas, USA. Bereits während der Zeit als Department Head gelang es ihm, eine Reihe künftiger Mitarbeiter anzuwerben: Rainer Hertel – zu dieser Zeit an der Michigan State University in East Lansing – war sein Favorit für den Lehrstuhl für Molekularbiologie; er wurde auch berufen. Rudolf Hausmann, Klaus Haefner und Hans Kössel waren als Abteilungsleiter vorgesehen. Außerdem hatten Günter Feix, Kurt Hilse, Eckehart Härle, Gerd Hobom und Jürgen Wiemann zugesagt, nach Freiburg zu kommen. Jürgen Wiemann war bereits in Dallas für die Verwaltung des Departments zuständig gewesen, und im künftigen Institut sollte er als Akademischer Direktor die Institutsverwaltung übernehmen.

Im Dezember 1967 – noch vor der Fertigstellung des Neubaus – traf Hans Kössel als erstes Institutsmitglied in Freiburg ein. Anfang April 1968 war der Neubau bezugsfertig, das Institut für Biologie III konnte im 4. Obergeschoß seine Arbeit aufnehmen. Zu diesem Zeitpunkt kamen Klaus Haefner, Jürgen Wiemann und Manfred Neumann – letzterer als DFG-Stipendiat – nach Freiburg. Im Spätsommer 1968 folgten Carsten Bresch und Rudolf Hausmann aus Dallas. Die Anzahl der Institutsmitarbeiter wuchs in der Folgezeit sehr schnell an: Im September 1969 wurde Rainer Hertel berufen. Anfang 1970 arbeiteten im Institut bereits 17 Wissenschaftler, neun Technische Assistentinnen, zwei Sekretärinnen, ein Institutsgehilfe, sowie drei Angestellte in der Nährbodenküche. Im Jahre 1971 erfolgte schließlich die letzte noch ausstehende Berufung – die von Hanns-Christof Spatz auf den Lehrstuhl für Biophysik. 1973 trat José Campos-Ortega dem Institut bei und 1975 Heinz Saedler. Die Gründungsphase war damit abgeschlossen.

Die Institutsgründung erfolgte zu einer Zeit, in der an den bundesdeutschen Universitäten große Unruhe herrschte: Es gab heftige Auseinandersetzungen über Universitätsverfassungen und Mitbestimmungsrechte. Aus heutiger Sicht scheint deshalb die am 12.7.1971 vom Verwaltungsrat der Universität verabschiedete „Verwaltungs- und Benutzungsordnung für das Institut für Biologie III der Albert-Ludwigs-Universität“ eine direkte Folge dieser Auseinandersetzungen zu sein. Tatsächlich aber wurde diese von den Institutsmitgliedern auf Anregung und mit Unterstützung von Carsten Bresch erarbeitet und ist selbst unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen noch als außerordentlich fortschrittlich anzusehen.

Im Jahre 1984 wurde Georges Köhler, der als ehemaliger Freiburger Biologiestudent am Institut für Biologie III seine Diplomarbeit angefertigt hatte, als neuer Direktor an das MPI für Immunbiologie in Freiburg berufen. Im gleichen Jahr wurde ihm zusammen mit Caesar Milstein für seine Methode zur Herstellung monoklonaler Antikörper der Nobelpreis für Medizin verliehen. Nach Einrichtung seiner Abteilung bemühte sich Köhler darum, die Beziehung zwischen dem MPI und der Universität zu verstärken. Hieraus entwickelte sich schnell die Idee, am MPI eine Universitätsprofessur für Molekulare Immunologie einzurichten. Nach längeren Verhandlungen, an denen auch Mohr beteiligt war, bewilligte das Ministerium für Wissenschaft und Forschung in Stuttgart die Einrichtung einer neuen Professur für Molekulare Immunologie in Freiburg. Nach einer internationalen Ausschreibung wurde diese Stelle 1996 mit Michael Reth besetzt und der neue Hauptstudiengang „Molekulare Immunologie“ an der Fakultät für Biologie eingerichtet. Dieser Studiengang ist mittlerweile erfolgreich etabliert. Da Freiburg eine der wenigen Universitäten ist, an der die Immunologie an einer Biologischen Fakultät gelehrt wird, kommen viele Studenten nach ihrem Vordiplom dorthin, um dieses Fach zu belegen. Die Abteilung für Molekulare Immunologie ist am MPI für Immunbiologie angesiedelt und bildet ein wichtiges Verbindungsglied bei der verstärkten Kooperation zwischen dem MPI und der Fakultät für Biologie. Leider konnte Köhler die erfolgreiche Einrichtung dieser Professur nicht mehr erleben, da er am 1. März 1995 völlig unerwartet an einem Herzversagen verstarb.

Bedingt durch zahlreiche Emeritierungen und Neuberufungen fand in den letzten Jahrzehnten ein Generationswechsel statt. Heinz Saedler ging als Institutsdirektor an das MPI für Züchtungsforschung und Jose Campos-Ortega an das Institut für Entwicklungsbiologie, beide in Köln. Ihre Nachfolger waren Christoph Beck (1981) und Karl-Friedrich Fischbach (1985). 1977 kam Bodo Rak als späterer Nachfolger von Rudolf Hausmann an das Institut und 1989 Albrecht Sippel als Nachfolger des „Gründungsvaters“ des Instituts, Carsten Bresch. 1996 trat Ad Aertsen die vorgezogene Nachfolge von Hanns-Christof Spatz an. Die letzten zwei der glorreichen ersten Generation, Günther Feix und Rainer Hertel, wurden schließlich von Thomas Laux (2000) und Ralf Baumeister (2003) beerbt. Nachwuchsgruppen werden 2006 von Katja Arndt (Emmy Noether Stipendiatin), Markus Diesmann, Krzysztof Drabikowski, Andreas Eizinger, Ulrich Egert, Maren Hertweck (Juniorprofessorin), Michael Huber, Hassan Jumaa, Michael Lenhard, Kristian Müller (Juniorprofessor), Wolfgang Schamel und Ekkehard Schulze geleitet. Gabor Igloi leitet das Labor für funktionelle Analyse von Nukleinsäuren.

Wissenschaftliches Profil

Im letzten Jahrzehnt haben sich zu den Schwerpunkten des Instituts in Forschung und Lehre (Genetik, Molekularbiologie, Biophysik, Molekulare Immunologie) mit „Computational Neuroscience“ und Bioinformatik zwei weitere moderne Arbeitsbereiche gesellt. Insgesamt werden zur Zeit 76 Projekte, die im Institut angesiedelt sind, mit einem jährlichen Volumen von ca. 4 Mio. Euro gefördert. Diese Projekte werden durch zahlreiche Förderungsorganisationen – Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Europäische Union, Landesstiftung Baden Württemberg, Human Frontiers of Science Program und die German Israeli Foundation – unterstützt. Daneben sind Gruppen des Instituts an Forschungsverbünden wie Sonderforschungsbereichen (388, 505, 592, 620), Graduiertenkollegs (434, 843, 1104, 1305) und an drei Landesschwerpunkten aktiv beteiligt. Die Bedeutung, die neben der Grundlagenforschung der angewandten Forschung zukommt, ist an zahlreichen Kooperationen mit Industriepartnern abzulesen.

Molekulargenetik und Bioinformatik

Im großen Bereich Genetik geht es um die Frage, wie Entwicklungsentscheidungen und Eigenschaften von Zellen reguliert werden. Die Konzentration auf Modellorganismen, das „Unkraut“ Arabidopsis, den Fadenwurm Caenorhabditis elegans, die Grünalge Chlamydomonas, die Fruchtfliege Drosophila, das Darmbakterium Escherischia coli und die Maus, erlaubt eine effiziente Analyse genetischer Zusammenhänge und Überprüfung von Hypothesen. Dabei werden von den Gruppen sowohl klassische Methoden, wie die Phänotypanalyse, als auch moderne Verfahren, wie „Life Imaging“, zum Einsatz gebracht.

Computational Neuroscience

Wie funktioniert das Gehirn? Diese Frage stellt sich eine Gruppe von mehr als 20 Biologen, Medizinern, Physikern, Mathematikern, Ingenieuren und Informatikern, die sich im Freiburger Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience (BCCN), eines von vier vom BMBF geförderten Zentren, zusammengefunden haben. Ziel ist, die der Dynamik neuronaler Aktivität zugrundeliegenden Mechanismen und ihre funktionelle Bedeutung zu verstehen und daraus neue Einsichten und Techniken zur Lösung biomedizinischer und neurotechnologischer Probleme zu entwickeln.

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