SoilForEUROPE als „Hervorragendes Beispiel“ im Rahmen der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgezeichnet
Biodiversität und Funktion europäischer Waldböden im Klimawandel
Wälder zeichnen sich durch eine hohe Artenvielfalt aus. Jedoch wird der Großteil dieser Vielfalt meist übersehen, da er sich unterirdisch im Boden befindet.
Durch die Integration von Untersuchungen in den großen Waldökosystemen Europas und durch die Nutzung einer breiten Palette von Werkzeugen und Ansätzen - von der Genomik bis zur Sozioökonomie - hatte SoilForEUROPE zum Ziel, eine wissenschaftlich fundierte Basis über die Bedeutung der Biodiversität von Waldböden zu schaffen. Diese ist insbesondere relevant für die Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen der europäischen Wälder sowie für deren Bewirtschaftung im Hinblick auf Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Somit trug das Projekt zu einem detaillierten, mechanistischen Verständnis der Wirkung von Boden-Biodiversität auf Ökosystemprozesse bei. Gemeinsam mit der Professur Waldbau der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen hat die Professur Geobotanik der Fakultät für Biologie in dem Projekt den Einfluss der Baumartenvielfalt auf die Pflanzenwurzeln und den Abbau von organischem Material untersucht.
Nun ist das Projekt als „hervoragendes Beispiel“ vom deutschen Büro der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgezeichnet worden.
Projektbeschreibung
Mit einer Fläche von etwa 210 Millionen Hektar in Europa sind Wälder ein wichtiger Ökosystemtyp und spielen eine zentrale Rolle bei den Strategien zur Eindämmung des Klimawandels. Europäische Wälder beherbergen auch eine enorme Vielfalt von Organismen, von denen die meisten im Boden verborgen sind und die zum Funktionieren des Ökosystems und zur Bereitstellung von Dienstleistungen für die menschliche Gesellschaft beitragen. Das Wissen über die biologische Vielfalt des Bodens, ihre Auswirkungen auf das Funktionieren der Ökosysteme und ihre Widerstandsfähigkeit und Belastbarkeit gegenüber dem Klimawandel wird bei vielen Managemententscheidungen jedoch nicht ausdrücklich berücksichtigt.
Ziele des Forschungsprojektes waren:
- die Beziehungen zwischen der Biodiversität der Böden und der Baumartenvielfalt europäischer Wälder entlang eines großen Klimagradienten zu untersuchen,
- die Rolle der Biodiversität bei der Widerstands- und Erholungsfähigkeit der Ökosysteme gegenüber Dürre zu bestimmen und
- den sozioökonomischen Wert der Bodenbiodiversität und ihren Einfluss auf die Entscheidungsfindungen zu beurteilen.
Dieses Projekt nutzte ein bereits bestehendes Netzwerk von mehr als 200 Waldflächen, die von Reinbeständen bis hin zu baumartenreichen Mischwäldern in typischen und klimatisch unterschiedlichen Waldtypen in vier europäischen Ländern reichten. Zu den untersuchten Standorten zählten boreale (Finnland) und hemiboreale Wälder (Polen) sowie montane Buchenwälder (Rumänien) und thermophile Laubwälder (Italien). Zur Ergänzung des Netzes von Vergleichsflächen in vollentwickelten Wäldern untersuchten wir auch zwei europäische Standorte aus dem globalen Netzwerk von Baumdiversitätsexperimenten in Belgien und Frankreich, die zusätzlich klimatische Variablen manipulieren. Außerdem nutzten wir das CNRS European Ecotron in Montpellier, eine weltweit führende Einrichtung in der Ökosystemforschung unter kontrollierten Umweltbedingungen, um die interaktiven Auswirkungen von Bodenbiodiversität und Dürre auf die Funktionsweise von Ökosystemen zu untersuchen.
In dem Projekt fanden wir heraus, dass einige Gruppen von Bodenorganismen wie Bodenpilze oder Makrofauna, wie Regenwürmer, Spinnen oder Tausendfüßler, in Wäldern mit Baumartenmischungen vielfältiger sind im Vergleich zu Reinbeständen. Die Aktivität und Fülle der Bodenorganismen war auch widerstandsfähiger gegenüber sommerlicher Trockenheit in Baumartenmischungen als in Wäldern mit nur einer Baumart. Neben den genannten Bodenorganismen, beobachteten wir auch Veränderungen in den unterirdischen Interaktionen der Bäume in Mischbeständen, d.h. in Eigenschaften der Feinwurzeln und Mykorrhizapilzen.
Wir stellten zudem fest, dass ein besseres Wissen über die Rolle der biologischen Vielfalt im Boden die Entscheidungsprozesse bei der Waldbewirtschaftung verändert, was die Widerstandsfähigkeit künftiger Wälder und ihre Fähigkeit, Ökosystemleistungen bereitzustellen, verbessern könnte. Unsere Ergebnisse können deshalb dazu beitragen, Entscheidungen über die Waldbewirtschaftung im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu treffen.
Insgesamt leistet unser Projekt einen wichtigen Beitrag zu unserem Verständnis über die Rolle der Bodenbiodiversität für die Funktionsweise von Mischwäldern in Europa.
Internet
https://www.undekade-restoration.de/projekte/soilforeurope/
Kontakt
Prof. Dr. Michael Scherer-Lorenzen
Institut für Biologie II
Professur Geobotanik
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: +49 (0)761 / 203-5014
E-Mail: michael.scherer@biologie.uni-freiburg.de