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Schüler werden zu Forschern

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Ein europaweites Citizen-Science-Projekt in der Biologie braucht die Unterstützung von Schulklassen

Schüler werden zu Forschern

Beispiel von Schnabelspuren von jagenden Vögeln am Raupenimitat aus Knet. Foto: Bastien Castagneyrol/Inra

Der Geobotaniker Prof. Dr. Michael Scherer-Lorenzen von der Universität Freiburg will Schulklassen für ein Citizen-Science-Projekt gewinnen: Im Frühling 2018 wollen Forscherinnen und Forscher mithilfe von Schülerinnen und Schülern aus acht europäischen Ländern Hunderte von Raupen aus Knetmasse in Eichen verstecken sowie Blätter einsammeln und analysieren. Ziel ist, die Schädlinge – beispielsweise die Raupen der Schmetterlinge Schwamm- und Prozessionsspinner – und deren Räuber zu erforschen. Die Schnabel-, Zahn- oder Mandibelspuren, die von Räubern wie Vögeln, Spinnen oder Säugetieren hinterlassen werden, verraten deren Aktivität abhängig von den Klimabedingungen.

Unter der Leitung von Dr. Bastien Castagneyrol aus dem französischen Forschungsinstitut für Agrarwissenschaft INRA in Bordeaux starten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht Ländern ein Projekt, das den Fraß durch Räuber sowie die Verteidigung der Eichen quer durch alle Klimazonen Europas dokumentieren soll. Die Schüler sollen dafür Raupen aus Knetmasse und Draht basteln, die sie im Frühling 2018 an einer Stieleiche in ihrer Nachbarschaft befestigen. Die Räuber werden diese Köder angreifen, als ob sie echte Beute wären, und dabei Spuren hinterlassen. Jeweils nach zwei Wochen und nach einem Monat werden diese Spuren gezählt und fotografiert. Außerdem sollen die Schüler einige Blätter an den Projektleiter in Frankreich schicken, der das Ausmaß des Blattfraßes und den chemischen Inhalt der Blätter analysieren wird.
Die Eiche ist in Europa eine der Baumarten, welche die größte Vielfalt an pflanzenfressenden Insekten beherbergt. Diese fressen zwar meistens nur einen kleinen Teil der Blätter, in der Summe kann dies die Bäume jedoch schwächen und ihr Wachstum verlangsamen. Massenentwicklungen von Schädlingen können Eichen sogar töten, wenn sie mit Krankheiten oder anderen Stressfaktoren zusammenfallen, wie zum Beispiel Trockenheit als Folge des Klimawandels. Allerdings sind die Eichen nicht wehrlos, sondern produzieren abstoßende oder giftige Substanzen in ihren Blättern. Außerdem stehen die pflanzenfressenden Insekten auf dem Speisezettel von vielen Räubern. Die Bäume werden somit von den Feinden ihrer Feinde geschützt, was als trophische Kaskade bezeichnet wird.

Viele Forscher gehen der Frage nach, wie der Klimawandel auf diese trophische Kaskade wirken wird. Es ist schon lange bekannt, dass pflanzenfressende Insekten in wärmeren Regionen mehr Schaden anrichten als in kalten. Mit steigenden Temperaturen werden Insekten im Frühling und im Sommer früher, im Herbst länger aktiv sein. Dies könnte die Eichen im Süden wie im Norden Europas schwächen – es sei denn, sie investieren mehr in ihre Verteidigung. Mithilfe der Schulklassen in den verschiedenen Ländern wird es möglich sein, chemische Verteidigung, Insektenfraß und Angriffe durch Räuber abhängig vom Klima zu vergleichen.

Die Eichen, die für dieses Projekt ausgewählt werden, können einfacher und zuverlässiger im Herbst, vor dem Laubfall, als im Frühling bestimmt werden. Deshalb wird Lehrerinnen und Lehrern, die bei diesem Forschungsprojekt mitmachen möchten, empfohlen, baldmöglichst mit Michael Scherer-Lorenzen Kontakt aufzunehmen.

Weitere Informationen und Kontaktformular für Lehrpersonen

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Kontakt:
Prof. Dr. Michael Scherer-Lorenzen
Fakultät für Biologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel: 0761/203-5014
E-Mail: 

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